Referent David Steinkopff, beruflich Informatiker, reflektierte in einem spannenden Vortrag über den aktuellen Stand des digitalen Wandels und gab einen Ausblick auf die Zukunft.
Digitalisierung gehört längst zu unserem Leben. Navi im Auto, Handy, E-Book, autonomer Herd, Bankgeschäfte online erledigen oder Reisen online buchen und vieles mehr. Kam Werbung früher als Altpapier im Briefkasten, verfolgt sie uns heute durch das Internet. Waren Nachrichten früher schwer zu bekommen, so ist es heute schwer noch den Überblick zu behalten. Welche Informationen sind relevant und welche sind bewusste Irreführung?
Es gibt so gut wie keinen Beruf mehr, in denen man ohne digitale Kompetenzen auskommt: Alle Handwerksbetriebe brauchen Websites und Softwareprogramme. Jeder Beruf ist heute technisch. Sogar in der Landwirtschaft schreitet die Digitalisierung massiv voran. Bald werden wir auf den Äckern selbstfahrende Schlepper sehen. Schnelles Internet ist darum für die meisten Betriebe und für alle Freiberufler das wichtigste Standortkriterium überhaupt. Der Freistaat muss Gas geben beim Breitbandausbau, denn bei Glasfaser und Mobilfunk gibt es weiterhin gerade im ländlichen Bereich großen Nachholbedarf. Nachbarländer wie Österreich sind uns weit voraus.
Noch nie war es so einfach, mit Menschen über das Internet in Kontakt zu treten. Chatrooms für die verschiedensten Interessengruppen bieten große Möglichkeiten für einen Austausch. Die Gefahr ist aber, sich zu isolieren und den persönlichen Kontakt zu Freunden zu verlieren. Viele bewegen sich online nur noch dort, wo sie die eigene Meinung bestätigt finden und setzen sich nicht mehr mit anderen Ansichten auseinander. Dies führt zu einer Spaltung der Gesellschaft, die sehr gefährlich ist (siehe USA). Beispielsweise können fast risikolos Personen gemobbt und zu beleidigt werden.
Große Gefahren sehen wir im Verlust von Arbeitsplätzen, wenn die Automatisierung voranschreitet und „Roboter“ unsere Arbeiten übernehmen. Wer zahlt dann die Sozialabgaben und wer Einkommenssteuer? Wird es dann eine „Robotersteuer“ geben? Können internationale Konzerne Steuern hinterziehen oder drastisch senken, wie es heute durch den Wettbewerb der Staaten untereinander durch möglichst geringe Steuern gelingt? Gerade dies zeigt, wie wichtig die europäische Union für uns ist. Wir sehen auch das Risiko einer totalen Überwachung der Privatsphäre auf uns zukommen, wie es derzeit in China schon Realität ist, und damit die Gefahr einer totalitären Herrschaft heraufziehen, gegen die man sich nicht mehr wehren kann. All das ist natürlich möglich. Niemand sollte daher Technik uneingeschränkt toll finden. Dennoch sollten wir uns nicht lähmen lassen. Wenn uns die digitale Revolution nicht überrollen soll, müssen wir uns mit der Technologie befassen. Lebenslanges Lernen ist privat und beruflich unverzichtbar, wir müssen wissen, wie die Technologie funktioniert und woraus sich Probleme ergeben könnten. Am wichtigsten ist, dass wir unsere Kinder in der Schule auf diese Welt vorbereiten, indem wir das Bewusstsein für Technik schaffen (Digitale Schule). Sie sollen nicht nur „tumbe“ Anwender ihrer Smartphones oder Tablets sein, sondern die Entwickler der Technik. Die richtige Berufswahl ist hier mitentscheidend.
Margit Sievi, SPD-Ortsverein