„Die kurze Strecke nach Rosenheim ist zu teuer, die Fahrpläne undurchschaubar, die Taktzeiten tagsüber zu lang und abends und am Wochenende fährt kaum ein Bus!“, das sind die Hauptargumente, warum so wenig Bus gefahren wird.
Jahr für Jahr behandelt der Gemeinderat Anträge zur Verbesserung des ÖPNV-Angebotes, in der Hoffnung etwas zu erreichen – auch diesmal, aus aktuellem Anlass – und Jahr für Jahr erhalten wir die frustrierende Antwort: Die gemeindlichen Möglichkeiten sind begrenzt. Das heißt, eigentlich hat die Kommune gar keine Möglichkeit, außer sie würde sehr viel Geld in die Hand nehmen.
Bürgermeister Auer hatte Ende letzten Jahres extra eine Arbeitsgruppe aus Gemeinderäten gegründet, um all die drängenden Probleme zu diskutieren und dann beim zuständigen Sachbearbeiter der Regierung vorzusprechen. Hierbei war das dringendste Anliegen die „Wiedervergabe des Konzessionsrechts an die privaten Busunternehmer“, da diese im Frühjahr 18 neu vergeben werden.
Die Bürgerinitiative „Bahnhalt und Verkehrssicherheit“ steuerte noch ein spezielles Thesenpapier mit wichtigen Forderungen bei, die vielen Bürgern aus der Seele sprechen:
• Öffentliche Ausschreibung der Buslinien
• Einsatz moderner und barrierefreier Busse
• Reduzierung der Verspätungen im morgendlichen Busverkehr durch Anbindung an den Stadtverkehr RO
• Expresslinien direkt zum Bahnhof RO bis ca. 7 Uhr für MÜ-Pendler
• Vereinfachung des Tarifsystems durch Anbindung des Busverkehrs in den Stadtverkehr
• Anerkennung der Bahn-Bus-Anschluss-Tickets auf allen Bussen im Landkreis
• Mit der Bahn abgestimmte, getaktete Abfahrtszeiten (Bayerntakt)
• Mehr Fahrten und größere Busse im Berufs- und Schülerverkehr
• Mehr Busangebot am Abend und an den Wochenenden
In der Regierung zeigte der zuständige Beamte zwar Verständnis für diese Probleme, er zeigte aber noch mehr Verständnis für die privaten Busunternehmer, für deren Planungen (Schülerverkehr) und eigenwirtschaftlichen Risiken. Die Firma Reiter erhält wiederum für die Linien 9496 (Ro-Aschau) und 9498 (Ringlinie) die Konzession für weitere zehn Jahre.
Dreh- und Angelpunkt ist der veraltete Nahverkehrsplan aus dem Jahr 2005, der für die Regierung so lange gilt, bis ein neuer konzipiert wird. Ein neues Nahverkehrskonzept mit den obengenannten Forderungen hätte schon im letzten Jahr bei der Regierung vorliegen müssen, wurde aber vom Kreistag verschlafen und nicht in Auftrag gegeben. Nun wird das Busangebot für Stephanskirchen wie gehabt bis 2028 dahindümpeln.
Wir sind enttäuscht und empört! Der 12jährige Nahverkehrsplan ist längst überholt, intransparent und wird dem Mobilitätsverhalten in einem Landkreis, der am Stau leidet, nicht mehr gerecht. Die ÖPNV-Zuweisungen müssten den Aufgabenträgern (Landkreis, Kommunen) statt den Verkehrsunternehmen zur Verfügung gestellt werden, damit endlich ein überregionaler öffentlicher Verkehr in enger Vertaktung mit dem Schienenverkehr geschaffen werden kann. Das wird viel Geld kosten, doch Straßenbau kostet noch viel mehr! Wie lange wird es also noch dauern, bis der öffentliche Nahverkehr bei uns eine tatsächlich nutzbare und bezahlbare Alternative zum Auto darstellen wird?
Margit Sievi
Fraktionsvorsitzende