Um aktuelle Daten des Verkehrs in Stephanskirchen zu erhalten, wurde im Frühjahr das Büro Obermeyer Planen+Beraten GmbH München mit Untersuchungen beauftragt.
Es gab sowohl Befragungen der Autofahrer an prägnanten Stellen der Gemeinde als auch eine Haushaltsbefragung, an der sich 2221 Bürger der Gemeinde beteiligten.
Die Rücklaufquote der Haushaltsbefragung war mit 60% hoch und somit sehr aussagekräftig, d.h. die Bürger sind überaus engagiert, was die Verkehrssituation ihrer Gemeinde anbetrifft.
- Der Verkehr aus Richtung Waldering/Prutting hat mit 24% seit dem Jahr 2000 am stärksten zugenommen. 16 400 KFZ überqueren täglich die Kraglinger Kreuzung, bevor sie sich auf die Umgehungsstraße und den Schloßberg verteilen.
- Auch aus Richtung Vogtareuth ist der Verkehr um 13 % angestiegen, von dort fließen täglich 9 400 KFZ durch Stephanskirchen.
- Der Zulauf aus Richtung Riedering/Samerberg ist seit 2000 mit 5.600 PKW praktisch unverändert.
- Der Durchgangsverkehr auf der Salzburger Straße hat entsprechend stark zugenommen, seit 2000 um 23 % auf über 15 200 PKW täglich.
- Über die Innbrücke rollen täglich über 25 000 Autos in Richtung Rosenheim-Innenstadt. Rosenheim ist der hauptsächliche Zielpunkt des Durchgangverkehrs.
- Von allen Fahrten werden 27% für Einkauf, 16% für Freizeit und 9% für Bringen und Holen veranschlagt, wobei die Hälfte der Befragten nur maximal 1-8 km zurückgelegt. Das bedeutet, dass hier ein großes Potential für Fahrrad, Pedelec oder E-Bike wäre. Ebenso würde ein funktionierender Öffentlicher Nahverkehr große Entlastung bringen.
- Als Hindernis für das Radfahren gaben 27 % schlechte Radwege oder überhaupt fehlende Radwege an. 31% gaben an, dass sie als Radfahrer einem großen Unfallhindernis ausgesetzt sind. Hier ist großes Potential zu einer Verbesserung gegeben.
- Die schwache Nutzung des AST-Taxis muss unbedingt thematisiert werden: 88% der Befragten kennen weder das Angebot, noch wird es – wenn bekannt – jemals benutzt. Nur 2% nutzen es oft und regelmäßig, 10% selten. Im Haushalt 2015 sind 30 000 Euro als Zuschuss für das AST-Taxi veranschlagt.
- Beim Thema Bahnhalt Eitzing gaben in etwa 176 Personen von 2.221 Befragten (8%) an, dass sie regelmäßig eine Bahnverbindung nutzen würden. 25 % insgesamt befürworten eine Haltestelle ausdrücklich. Das wären mehr als von den Fachleuten der DB geschätzt wurden. Damit sollte das Thema Bahnhalt unbedingt nochmals in den Focus des Gemeinderats gerückt werden.
- Die kommunale Verkehrsüberwachung war in den vergangenen Jahren ein brisantes Thema in der Gemeinde. Nach einem Jahr Probe (2009-2010) wurde das Projekt durch einen CSU-Antrag beendet. Viele Bürger bedauerten diese Entscheidung, denn ihrer Meinung nach kann zu schnelles Fahren durch die Wohnviertel nur durch Kontrolle in Schach gehalten werden. Aktuell haben sich haben sich 67% der Befragten für die erneute Einführung der Verkehrsüberwachung des fließenden Verkehrs ausgesprochen. Ein Antrag zur erneuten Einführung der Verkehrsüberwachung wird sicher kommen.
Fazit:
Dank der Daten der Verkehrsanalyse konnten viele Problematiken bestätigt werden, so dass sich nun zwingend Reaktionen von Seiten der Gemeinde anschließen müssen. Mit Spannung warten wir auf die detaillierten Interpretationen des Büros Obermeyer und deren Verbesserungsvorschläge. Für uns ist jetzt schon klar, dass die Verbesserung des Radwegnetzes, die Attraktivität des Busverkehrs sowie und die Diskussion über die Bahnhaltestelle wichtige Diskussionsthemen sind. Wir sind für alles offen, was hier Verbesserungen bringt.
Die „alten“ Lösungsvorschläge vom Bauen neuer Straßen oder gar der Dritten Innbrücke lehnen wir strikt ab. Wer Straßen baut und Zersiedelung fördert, wird Verkehr ernten! Radfahrwege würden wir hingegen gerne ausbauen und neu errichten. Hierbei ist besonders auf Sicherheit der Radfahrer zu achten.
Wir können unsere Verkehrsprobleme nicht alleine lösen. Oft sind unsere Vorschläge an der Stadt Rosenheim, am Landkreis oder gar am Straßenbauamt gescheitert. Mit der neuen Verkehrsuntersuchung sind nun gesicherte Daten verfügbar. Uns kommt es darauf an, dass es nicht bei den Daten bleibt. Taten müssen folgen!
Margit Sievi, SPD-Fraktion