Der Auftrag der Gemeinde an das Planungsbüro Obermeyer zum „Verkehrsuntersuchung Stephanskirchen 2015“ beinhaltete drei wichtige Ziele:
• Die Reduzierung des Durchgangsverkehrs auf der Salzburger Straße
• Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs auf der Salzburger Straße
• Verbesserungsmöglichkeiten für den Fahrradverkehr
In der Julisitzung wurden dem Gemeinderat die Ergebnisse und Verbesserungsvorschläge vorgestellt. Eine genaue Beschreibung aller Vorschläge würde den Artikel sprengen.
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse:
11 000 Fahrzeuge passieren täglich Schloßberg, um in die Stadt zu kommen oder diese zu verlassen. Dabei kommt es morgens und abends zum Stau. An einer Entzerrung arbeitet sich die Gemeinde schon seit 20 Jahren erfolglos ab, denn durch die Zunahme des PKW-Verkehrs verschlechtert sich die Situation von Jahr zu Jahr. „Von den 11 000 Fahrten könnten laut Untersuchung ca. 3000 auf die Miesbacher Straße verlagert werden“, war die erste Feststellung des Planungsbüros. Der wich-tigste Lösungsansatz ist jedoch die Kooperation mit den Verkehrsplanern der Stadt Rosenheim: „Wenn wir die Verkehrssituation in Richtung Innenstadt jenseits der Innbrücke nicht miteinzubeziehen, schaffen wir keine Lösung!“ In verschiedenen Verkehrssimulationen wurde aufgezeigt, dass die Ursachen für die Staubildungen an nicht abgestimmten Ampelschaltungen auf der Strecke zwischen Kraglinger Kreuzung und Schönfeldstraße (Rosenheim) liegen. Flüssigerer Verkehr wäre durch eine Abstimmung aller Ampeln möglich. Für die Optimierung in der Innstraße stellte der Gutachter noch weitere Maßnahmen vor, die aber nur in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt und der Gemeinde zu lösen sind. Neuralgische Stellen sind auch die Einmündungen der Wasserburger Straße und der Hoffeldstraße. Das morgendliche „Reißverschlusseinfädeln“ verursacht erhebliche Behinderungen im Verkehrsablauf des stadteinwärts fahrenden Kfz- und Busverkehrs. Es wird geprüft, ob in der Wasserburger Straße eine Ampelanlage eingerichtet werden kann.
Das Busangebot in Schloßberg-Mitte ist durchaus vielfältig, doch die Salzburger Straße ist eng und überlastet. Jede kleine Störung im Verkehrsablauf verursacht große negative Wirkungen. Grüne Welle und Busbeschleunigung sind hier unwirksam. Da die Busse zwischen 6.30 Uhr und 8.30 Uhr wie auch die Autos im Stau stehen, verlieren sie ihre Vorteile gegenüber dem Auto. Der Gutachter betont hier wiederum die Bedeutung der Optimierung der Lichtsignalanlagen bis auf Rosenheimer Gebiet. Zusätzlich schlägt er eine Vorsignalschaltung in Abhängigkeit der Busanforderung vor und eine Verlegung der Bushaltestelle bei der Volksbank auf die Straße (keine Bus-Bucht). Durch diese Maßnahmen könnten die Buslinien, je nach Linie, eine Fahrtzeitgewinnung zwischen 2 bis 20 Minuten einfahren.
Großes Potential hat der Radverkehr. Gewohnte Radwege, die baulich getrennt von der Straße und/oder auf Höhe der Fußwege verlaufen, sind grundsätzlich gefährlich. Die Unfallstatistik zeigt dies deutlich. Das Verkehrsbüro schlägt deswegen das „Schutzstreifen-Konzept“ vor. Das bedeutet, dass getrennte Radwege in Siedlungen nach und nach zurückgebaut und der Radverkehr mit Schutzstreifen auf die Straße verlegt wird. Freie Schutzstreifen dürfen vom PKW-Verkehr überfahren werden (siehe z.B. Chiemseestr.) Das Schutzstreifenkonzept gilt als die sicherste Alternative für Radfahrer, da die Radfahrer immer im Sichtfeld des Autofahrers sind und Unfälle an Einmündungen vermieden werden. Für die gefährliche Abfahrt „Schloßbergkuppe“ ist das eine gute Lösung. Der aktuelle schmale Radstreifen bergabwärts würde abgebaut und auf die Fahrbahn mit Schutzstreifen verlegt. Die Zusammenstöße insbesondere vor der Innbrücke könnten so vermieden werden. Für die komplizierte Kraglinger Kreuzung eröffnen sich neue Alternativen, die aber gut durchdacht sein müssen. Die Anbringung der Schutzstreifen auf der jetzt schon engen Salzburger Straße wird eine Herausforderung werden. Die zunehmenden E-Bikes dürfen nicht vergessen werden. Sie fahren mit höherer Geschwindigkeit und benötigen von daher mehr Platz als langsam fahrende Radler. Die Schutzstreifen wären besonders hier von Vorteil.
Uns von der SPD ist bewusst, dass es keine einfache Lösung für alle Probleme und alle Bedürfnisse gibt. Wir unterstützen alle Maßnahmen, die zu einem besseren Verkehrsfluss bei gleichzeitig höherer Sicherheit führen. Den Bau neuer Straßen (z. B. Dritte Innbrücke) lehnen wir aber ab. Mit Blick in die Zukunft kann aber nur ein gut funktionierender öffentlicher Verkehr – dazu gehört auch die Bahn und eine Bahnhaltestelle – uns aus der Staufalle helfen und die Umwelt entlasten. Deshalb unterstützen wir entschieden das Bürgerbegehren zum Bahnhalt. Das Bürgerbegehren zur Verkehrsüberwachung wird mehr Sicherheit bringen. Ganz entscheidend ist der Zusammenschluss zu einem überregionalen Verkehrsverbund mit einem einheitlichen Tarifsystem, kürzeren Taktzeiten und elektronischen Anzeigen. Die kommenden Konzessionsvergaben der Regierung an private Busunternehmen müssen sich an diesem Ziel orientieren, auch wenn die Kommunen dafür mehr finanzielles Engagement aufbringen müssen oder selbst zum Anbieter werden. Öffentlicher Nahverkehr gehört zur Daseinsvorsorge und schützt die Umwelt. Alle unsere Wünsche werden noch viel Zeit bis zur Verwirklichung benötigen. Des-halb ist es wichtig, jetzt zu beginnen.
Margit Sievi SPD-Fraktionsvorsitzende