Dezentrale Unterkünfte "Gut für Stephanskirchen"

Der Landkreis Rosenheim steht hinsichtlich der Aufnahme und Unterbringung der Asylbewerber vor enormen Herausforderungen. Immer öfter wird auf Behelfsunterkünfte wie Sporthallen und Wohncontaineranlagen ausgewichen. Damit schafft man Ghettos - unerträglich für Bewohner und Bevölkerung. Zwangsläufig keimt an solchen Orten der Protest auf beiden Seiten. Stephanskirchen hat erste Planungen zu einer großen Containeranlage verhindert und geht einen anderen Weg. Einen Weg, mit Kleinunterkünften für 24 Bewohner an 6 Standorten verteilt über das Gemeindegebiet. Ziel und Chance dieses Konzeptes ist die Integration von Asylbewerbern in unsere Gesellschaft, in unsere Kommunikation, in unser Arbeitsleben, in unsere Gemeinde.

Bürgermeister und Gemeinderat stehen hinter dem Konzept - dies wurde mit einstimmigem Beschluss signalisiert. Nun gilt es mit umfassender Information, Beteiligung und strukturiertem Vorgehen die Stephanskirchner Bürger auf dieses Projekt vorzubereiten. Die Akzeptanz für die Verteilung auf verschiedene Standorte und für die künftigen Bewohner ist groß – so war es auf der Bürgerversammlung am 02. Oktober 2015 zu spüren. Kleine, überschaubare Wohneinheiten in der Nachbarschaft sind für die Meisten vertretbarer als eine Containeranlage für 96 Personen. Und dennoch wurden Unbehagen und Angst geäußert. Wichtig und mutig ist, diese zu benennen und auszusprechen. Entwicklung von sozialen Brennpunkten in einem Viertel, kulturell geprägte Rollenkonflikte und fehlender bezahlbarer Wohnraum wurden kritisch angeführt. Nur über diese Offenheit und Transparenz lassen sich Wege und Lösungen finden, mit der neuen Situation umzugehen. Eine Mammutaufgabe kommt mit den 6 neuen Standorten dem Stephanskirchner Helferkreis zu. Helmut Heiss hat als Koordinator der vielen engagierten Ehrenamtlichen bei der Bürgerversammlung über die Erfahrungen mit aktuell in Stephanskirchen lebenden Asylbewerbern berichtet. Neben der Begleitung bei Arztbesuchen, Ämtergängen etc, ist eine wesentliche Aufgabe der ehrenamtlichen Betreuer, Integrationsarbeit zu leisten. Sprachentwicklung, Arbeitsplatzsuche und die Vermittlung von unseren Regeln und Pflichten des Miteinanders sind zentrale Aufgaben. Der Helferkreis entwickelt bereits eine neue Struktur, um auch in den neuen Unterkünften eine gute Betreuung und Begleitung sicherstellen zu können. Neue Interessierte sind deshalb herzlich willkommen! Herr Dr. Diller, zuständiger Abteilungsleiter ist im Auftrag des Landrates verantwortlich für die Verteilung der Flüchtlinge im Landkreis Rosenheim. Aktuell werden 74 Flüchtlinge wöchentlich per Zwangszuweisung vom Land an den Landkreis Rosenheim zugeteilt. Tatsache ist, dass Stephanskirchen bisher noch nicht annähernd die errechnete Aufnahmequote für 2015 erfüllt hat. Herr Dr. Diller hat während der Bürgerversammlung unmissverständlich klar gemacht, dass er jede ihm sich bietende Chance zur Unterbringung nutzen muss. Ob sich dabei die Anzahl der Flüchtlinge von der Ortsumgebung verkraften lässt kann er nicht mehr berücksichtigen, „es zählt schlicht, die Menschen im herannahenden Winter vor Erfrierung zu schützen“ so Dr. Diller. Auch Investoren haben die Not des Landes erkannt und bieten sich als Geldgeber für die Errichtung von Flüchtlingscamps im großen Stil an. Vereinfachte Baugenehmigungsverfahren und gesicherte, langfristige Mietverträge versprechen Rendite. Unter dieser Maßgabe ist es gut und wichtig, dass Stephanskirchen die Unterbringung von Asylbewerbern selbst in die Hand nimmt und damit steuerbar hält. Im nächsten Schritt werden von Gemeinde und Helferkreis Standortversammlungen zeitnah durchgeführt. Im vertieften Austausch mit den Anwohnern wird über die Planung für den Standort und Information zur Arbeit des Helferkreises gegeben. Wir können den begonnen Veränderungsprozess unseres Landes nicht umkehren – aber wir können ihn gestalten! Steffi Panhans SPD-Fraktion und Mitglied des Helferkreises Stephanskirchen